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Interview mit Elektroauto-Experte Schulz: „Unser Batteriesystem ‚Made in Germany‘ ist voll wettbewerbsfähig.“

Sven Schulz ist Eigentümer und Geschäftsführer der inhabergeführten Schulz Group, die unter seiner Führung zu einer global agierenden Automobilzulieferer-Gruppe wuchs. Im Tochterunternehmen Akasol Engineering GmbH sind alle Aktivitäten zur Entwicklung und Produktion eines serientauglichen Batteriesystems für Elektroautos gebündelt. Die Darmstädter Batteriespezialisten mit über 20 Jahre Erfahrung aus Forschung und Entwicklung präsentieren auf der eCarTec in München vom 19. bis 21. Oktober 2010 erstmalig ihr Batteriesystem „Made in Germany“ dem Fachpublikum. Im Interview erklärt Schulz die Überlegenheit des Elektroantriebs und die Vorteile des eigenen Batteriesystems – und formuliert seine Erwartungen an die Leitmesse eCarTec.

Einige Stimmen sehen den Weg zur Verringerung der CO2-Emissionen in Einsparungen am konventionellen Auto mit Verbrennungsmotor. Sind Elektroautos doch nur ein vorübergehender Hype?

Wir brauchen eine weitere Effizienzsteigerung der konventionellen Technik, der vorhandene Spielraum wird in den kommenden Jahren sicher zum Teil noch genutzt werden. Aber wir sollten uns nichts vormachen: Die Verbrennung wertvoller Rohstoffe für die Fortbewegung bleibt in hohem Maße ineffizient, selbst wenn der Verbrauch weiter optimiert wird. Im Elektrofahrzeug steht die gespeicherte Energie dagegen nahezu verlustfrei zur Verfügung und die Fortschritte in der Speichertechnologie sind enorm. Das Elektroauto wird in seiner Bedeutung mit konventionellen Verbrennern und Hybridfahrzeugen gleichziehen – und zwar nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch aus Kostengründen. Aber dieser Prozess findet nicht über Nacht statt und hängt neben der technischen Entwicklung beispielsweise auch von Förderprogrammen ab. In dieser Phase sind Verbesserungen an Verbrennungsmotoren schon aus Umweltperspektive durchaus sinnvoll. In den kommenden Jahren wird die Elektromobilität allerdings einen stetig steigenden Stellenwert einnehmen. Davon sind auch alle großen Automobilhersteller überzeugt, mit denen wir Gespräche führen.

Was erwarten Sie sich von der Elektromobilitätsmesse eCarTec am 19. bis 21. Oktober 2010?

Obwohl die eCarTec erst zum zweiten Mal stattfindet, ist sie auf Anhieb zu einer der wichtigsten Leitmessen für Elektromobilität aufgestiegen. Das zeigt die Präsenz von 400 Ausstellern auf einer doppelt so großen Ausstellungsfläche wie noch vor einem Jahr. Ich gehe davon aus, dass wir nicht nur auf Hochglanz polierte Versprechen sehen, sondern bereits konkrete Lösungen für den Start in eine alltagstaugliche Elektromobilität. Unsere Batterielösung, die wir dort das erste Mal der Öffentlichkeit präsentieren, bietet genau dafür die Voraussetzung. Unser System steht für Zuverlässigkeit, Sicherheit und ein modulares Systemdesign, das wir nach Kundenwunsch passgenau für unterschiedliche Elektrofahrzeug-Konzepte konfigurieren können.

Ist Ihr Batteriesystem gegenüber den Lösungen, die derzeit von Konzernen vorangetrieben werden, tatsächlich wettbewerbsfähig?

Unsere Batteriemodule sind sowohl in Bezug auf die Zuverlässigkeit als auch auf das Preis-/Leistungsverhältnis voll wettbewerbsfähig. Dazu nur zwei Zahlen: Die Energiedichte unseres Moduls beträgt 134 Wh/kg bzw. 240 Wh/l, die maximale Leistung liegt bei 18 kW. Das sind Werte, die bei komprimierter Bauweise ein hohes Leistungsvermögen offenbaren.

Wir profitieren dabei von unserem langjährigen Entwicklungsvorsprung, der uns in Deutschland zu einem der Innovationsführer macht. Während andere noch Milliarden in Grundlagenforschung investieren, können wir gezielt Mittel für unsere Batterietechnologie aufwenden, die bereits überzeugend funktioniert. Ein weiterer Vorteil ist die Spezialisierung: Wir beschäftigen ausschließlich Experten, die sich voll und ganz der Herausforderung eines alltagstauglichen Batteriesystems widmen. Hinzu kommt die Erfahrung in der Automation und Serienfertigung, die uns durch die Schulz Group zur Seite steht. Auf der Basis dieser Kompetenz planen wir bereits eine hochautomatisierte Produktionsanlage für Batteriemodule in Deutschland.

Geht die Entwicklung langfristig eher zum Hybrid oder zum Elektroauto?

Hybridfahrzeuge sind wie die effizienteren Verbrennungsmotoren eine sinnvolle und notwendige Übergangstechnologie bei der Einführung der Elektromobilität. Diese Technologien werden uns auch noch lange erhalten bleiben. Ich sehe in dieser Frage kein „entweder – oder“, sondern vielmehr einen Weg, der über die Hybridtechnologie langfristig zum reinen Elektroauto führt. Das zeigt ja schon der Verlauf der Hybrid-Varianten, die vom Mild-Hybrid über Voll-Hybrid inzwischen beim Plug-In Hybrid angekommen sind. Bei jedem Schritt steigen die Leistung des Elektromotors und die Verbrauchseinsparung. Am Ende stehen Batteriesysteme wie das von Akasol Engineering, das eine rein elektrische Mobilität im Alltag ermöglicht – und uns zum geeigneten Partner für Automobilhersteller macht, die ein qualitativ hochwertiges System zu marktfähigen Preisen suchen.

Sehen Sie die Impulse eher aus Asien, den USA oder Europa kommen?

Wir sehen Impulse aus allen Regionen, um den Wandel zur Elektromobilität zu bewältigen, und wir wollen selbst Impulsgeber sein. Denn es geht ja nicht nur darum, einen Benziner durch ein Elektrofahrzeug zu ersetzen. Es geht auch um ein neues Mobilitätsverhalten, um neue Allianzen und Möglichkeiten, wie sie sich im erwarteten Zusammenspiel zwischen Fahrzeug und Stromnetz andeuten, oder in neuen Dienstleistungen und Wirtschaftszweigen. Die besten Konzepte werden sich durchsetzen und dabei ist Europa – und insbesondere Deutschland – gut aufgestellt. Bestärkt werden wir in dieser Überzeugung auch durch das Interesse von Kunden an unserem Batteriesystem, die mit asiatischen Produkten, zurückhaltend formuliert, nicht besonders zufrieden waren.

Akasol Engineering Batteriemodul
Foto: Akasol Engineering

Über Akasol Engineering
Akasol Engineering entwickelt und produziert Antriebskomponenten für Elektrofahrzeuge. Das Unternehmen mit Sitz in Darmstadt verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von elektrischen Antriebssystemen und strebt die Serienproduktion eines Lithium-Ionen-Batteriesystems an, das umweltschonende Mobilität ebenso sicherstellt wie hohe Flexibilität und Fahrdynamik. Am Firmensitz in Darmstadt erarbeiten die derzeit 16 Forschern und Entwicklern Lösungen für den kompletten elektrischen Antriebsstrang und bieten der Automobilindustrie Produkte und Dienstleistungen, die durch hohe Zuverlässigkeit sowie durch Effizienz und ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis gekennzeichnet sind. Das modulare Batteriesystem kann auch in Nutzfahrzeugen und anderen Industriezweigen wie im Bootsbau oder als stationärer Speicher eingesetzt werden.

Das Unternehmen ist seit der Gründung 2008 eine Tochtergesellschaft der mittelständischen Schulz Group, die mit ihren sechs Unternehmen und ca. 250 Mitarbeitern seit fast 25 Jahren als Automobilzulieferer erfolgreich im Markt agiert. Die Schulz Group GmbH zählt mit zehn Standorten in Europa und Nordamerika einige der größten Fahrzeughersteller zu ihren Kunden.

Unternehmenskontakt:

Akasol Engineering GmbH
Sven Schulz
Geschäftsführer Schulz Group GmbH & Akasol Engineering GmbH
Landwehrstraße 55
64293 Darmstadt
Tel.: 06151 / 800500-15
Email: sven.schulz@akasol-engineering.com

2 Kommentare

  1. Mich würde interessieren, wie die Elektroautohersteller zur Atomkraft stehen. Ich für meinen Teil finde es nicht gut, wenn die Elektroautos mit Atomstrom betrieben werden, weil der Reihe nach die Laufzeiten für die Atomkraftwerke verlängert werden. Da muss es eine andere Möglichkeit geben, eine Möglichkeit für sauberen Strom.

  2. Cleantech Martin

    Wir vom Cleantech-Wirtschaftsmagazin Cleanthinking.de planen, vom 14. bis 21. Oktober 2010 die „Woche der Elektromobilität“ auszurufen und alle Beiträge von Bloggern und (kleinen) Online-Magazinen zum Thema in einem entsprechenden Beitrag auf Cleanthinking.de zu sammeln und so einen einmaligen Überblick über die Branche zu liefern.

    Natürlich sind wir auf Hilfe angewiesen, denn es wird eine große Bandbreite an Berichten, Videos oder Podcasts geben. Wir würden uns sehr über jegliche Unterstützung, auch von grueneautos.com, für diese Aktion freuen.

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