Die neuen Ziele in Form von 95 g/km CO2-Emissionen für Neuwagen ab dem Jahr 2020, auf welche sich das Europäische Parlament geeinigt hatte, werden wohl so schnell doch nicht kommen. Dafür hat die Lobby der deutschen Autohersteller gesorgt, deren Druck sich Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeugt hat. Dementsprchende dürften sich vor allem die Premiumhersteller freuen, die weiterhin auch auf immer größere und leistungsstärkere Autos setzen. Für sie hätten die neuen CO2-Ziele, die in etwa einem Verbrauch von vier Litern Sprit entsprechen, nämlich am meisten Probleme bereitet.
Foto: Grüne Autos Magazin
Einige Stimmen von Umweltverbänden und dem VCD zur Aufweichung der CO2-Ziele:
Dies zeigt sich auch, da sowohl Volkswagen wie auch Ford den strengeren Emissionszielen der EU offen gegenüberstehen. Wie Greenpeace-Autoexperte Wolfgang Lohbeck auf der Webseite der Umweltschutzorganisation erklärt, stehen hinter dem Einspruch von Angela Merkel daher vor allem die beiden Marken Daimler und BMW. Schließlich würden sonst ab dem Jahr 2020 für Autos, die den Grenzwert von 96 g/km CO2 überschreiten würden, pro Gramm und Auto 95 Euro Strafzahlung fällig. Dies würde aber nicht nur die Marge der Premiumhersteller belasten, sondern vor allem auch das Image. Mit ihrer Aktion vertritt die Bundeskanzlerin seiner meinung nach damit die Interessen von einigenganz wenigen aber eben mächtigen Konzernen.
Ähnlich sieht dies auch Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). In einer aktuellen Pressemeldung erklärte er dazu: „Der vom Stuttgarter Autobauer als Cheflobbyist bestellte Staatminister im Kanzleramt von Klaeden ist ganz offensichtlich jeden Euro Wert, den der Daimler-Konzern ihm ab Herbst als Cheflobbyist zahlt. So ungeniert wie unter von Klaeden und Merkel hat sich die deutsche Automobilindustrie nicht einmal unter dem Autokanzler Schröder verhalten. Der am Montag gefundene Kompromiss zu den CO2-Grenzwerten für Pkw war bereits eine Niederlage für den Klimaschutz und ein Beweis dafür, dass das Bundeskanzleramt in Brüssel einzig die Partikularinteressen der deutschen Hersteller von Luxus-Spritschluckern vertritt.(…)“
Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland, empfindet den Tag des Einspruchs gleichfalls als einen „bitteren Tag für den europäischen Klimaschutz“. Auch er verweist darauf, dass man den deutschen Autobauern bereits weit entgegenkam. Mit ihrer Aktion habe die Bundeskanzlerin nun höchstpersönlich dafür gesorgt, dass Spritschluckern de facto drei Jahre Aufschub zur Erreichung der CO2-Obergrenze für 2020 gewährt werden und man kein konkretes Langfristziels gewählt habe. Im Endeffekt werde diese Taktik aber nicht nur der Umwelt schaden, sondern sie sei auch wirtschaftsfeindlich, da sie Innovationen in sparsame Fahrzeuge und innovative Mobilität ausbremse. Und all das nur um Gewinne für einige Wenige zu steigern.
Deutlche Worte findet auch Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des ökologisch orientierten Automobilclubs VCD, der die Bundeskanzlerin als als Anführerin des Feldzuges von Daimler und BMW sieht: „Der lang und hart erarbeitete Kompromiss kam den Dinosauriern der Autoindustrie bereits weit entgegen. Diesen jetzt noch in allerletzter Sekunde platzen zu lassen, um noch mehr Aufweichungen zugunsten deutscher Luxusautos zu erhalten, ist ein klarer Affront.“
Der Einwand von Fr. Merkel, „Es geht hier vor allem um Arbeitsplätze“, ist auch nicht mehr wert als ein Plagiat. Hier geht es in erster Linie um handfeste Interessen – mit Außnahme von vielleicht VW – der großen Automobilhersteller, allen voran Mercedes.
Schade! Schade! Schade!