Die Umwelt wird verschmutzt und wertvolle fossile Ressourcen werden zum Antreiben von Autos einfach verbrannt – freuen können sich da eigentlich nur die Ölscheichs, denn die Abhängigkeit der Welt vom schwarzen Gold verhilft ihnen zu unermesslichem Reichtum. Mittlerweile wird allerdings an allen Fronten – von der Elektromobilität über Wasserstoff als Energieträger bis zu künstlichem Methan an Alternativen geforscht. Biodiesel könnte ebenfalls einen wchtigen Beitrag leisten, sofern seine Herstellung nicht in Konkrrenz zur Erzeugung von Nahrungsmitteln steht. Eine besonders sinnvolle Lösung haben dazu Wissenschaftler der National Cheng Kung Universität (NCKU) im südlichen Taiwan entwickelt. Mit ihrer Hilfe wird gebrauchtes Speiseöl in Biodiesel verwandelt, so dass Abfall vermieden und Treibstoff geschaffen wird.
Foto: National Cheng Kung Universität (NCKU)
So funktioniert die Umwandlung von altem Speiseöl in Biodiesel
Zusammen mit einem Strontiumoxid Katalysator wird das alte Speiseöl 10 Sekunden lang in einer Mikrowelle erhitzt, wobei ganze 99 Prozent des gebrauchten Speiseöls in Biodiesel transformiert werden. Theoretisch wäre dies auch mit einem gewöhnlichen Gerät in der Küche möglich, der im Prozess genutzte und eigens entwickelte Prototyp schafft dabei ohne Probleme 100 Kilogramm Biodiesel pro Tag. Eine Ausweitung auf die Zehnfache Menge oder noch deutlich mehr stellt für die Forscher unter Leitung von Professor Liao Jiunn-der, Department of Materials Science and Engineering, und Aharon Gedanken, Professor von der israelischen Bar-Ilan Universität, allerdings kein Hindernis dar.
Bisher werden bei der Umwandlung von Speiseöl zu Biodiesel Laugensalze eingesetzt, dieser Prozess ist allerdings weit weniger effizient und es ist sehr schwierig die Laugensalze wiederzugewinnen. Die Festphasenmethode der NCKU, bei der Strontiumoxid in Form eines Siliceapellet-Substrats benutzt wird, ist zweieinhalb Mal effizienter und zusätzlich lässt sich der Katalysator mindestens 10 Mal vollständig zurückgewinnen, so dass nicht ständig neues Strontiumoxid benötigt wird. Dies schont die Ressourcen und senkt zudem die Kosten. Die Technologie soll noch innerhalb eines Jahres in Massenproduktion gehen und wurde zum Patent angemeldet.
Mehr als eine halbe Million Tonnen gebrauchtes Speiseöl pro Jahr alleine in Taiwan
Wie in den meisten asiatischen Ländern wird auch in Taiwan gerne und viel gekocht. Bisher stellen die dabei jedes Jahr produzierten rund 540.000 Tonnen gebrauchtes Speiseöl als Abfall ein ernstzunehmendes Umweltproblem dar. Mit der neuen Methode zur Erzeugung von Biodiesel könnte es aber bald besonders effizient gelöst sein.
Prof. Gedanken gilt als Vorreiter und anerkannter Experte auf diesem Gebiet und arbeitet bereits seit Jahren mit der EU daran, gebrauchtes Speiseöl in Biodiesel umzuwandeln. Laut seiner Aussage sind die Kernnanotechnologien hocheffizient und produzieren zusätzlich zu den 99 Prozent Biodiesel und dem wieder zu verwendenenden Katalysator auch 1 Prozent Glycerol. Dieses kann beispielsweise in der Industrie als Schmierstoff, Weichmacher oder Frostschutzmittel verwendet werden – somit wird nichts verschwendet.
Quelle: NCKU transnational research team converts waste cooking oils to biodiesel, 31. Oktober 2013