Die gute Nachricht ist: Seit die CO2-Grenzwerte für Neuwagen eingeführt wurden und den Autokäufern der Kraftstoffverbrauch aufgrund der hohen Spritpreise und eines gestiegenen Umweltbewusstseins immer wichtiger wurden, sind die offiziellen Verbrauchswerte auf dem Papier jährlich um vier Prozent gesunken. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass die Abweichungen zwischen offiziellem Normverbrauch und Realverbrauch laut dem neusten Forschungsbericht des International Council on Clean Transportation (ICCT) auf durchschnittlich 38 Prozent angestiegen sind.
Foto: Holzmann / DUH
Besonders alarmierend ist dabei der rasante Anstieg, denn während der Mehrverbrauch von neuen Fahrzeugmodellen in Europa laut den ICCT-Berechnungen in 2001 noch bei nur acht Prozent lag, waren es im Jahr 2014 wie bereits erwähnt schon 38 Prozent. Besonders hohe Abweichungen gab es bei Automodellen der drei deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz. Beim Audi A6 liegen sie nach ICCT-Angaben bei 50 Prozent, bei der neuen Mercedes E-Klasse bei 45 Prozent sowie beim BMW 5er bei 40 Prozent.
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) beklagt vor diesem Hintergrund vor allem die fehlende Kontrolle in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Ländern würden die Zulassungsbehörden völlig blind den Herstellerangaben vertrauen. Die DUH hat daher im Frühjahr diesen Jahres eine Kampagne gegen die manipulierten Spritverbrauchsangaben der Autohersteller gestartet, die zum Ziel hat, dass der Kraftstoffverbrauch von offizieller Seite im realen Fahrbetrieb kontrolliert wird. Bei starken Abweichungen soll dann eine Korrektur der Herstellerwerte aus dem Labor vorgenommen werden.
„Millionen Autokäufer werden in Deutschland mit dem Segen der Bundesregierung von Jahr zu Jahr mehr getäuscht und um jeweils mehrere tausend Euro geschädigt. Obwohl es eine eindeutige Prüfvorschrift gibt, weigert sich das Bundesverkehrsministerium, diese anzuwenden. In den USA führen bereits Abweichungen von weniger als 5 Prozent zu Strafzahlungen und Korrekturen der Herstellerangaben. In Deutschland dagegen folgt selbst auf eine Abweichung von 50 Prozent keine Überprüfung. Die Folge: Audi, Mercedes und BMW sind mit ihren Spitzenmodellen die derzeitigen Europameister beim Täuschen ihrer Kunden über die tatsächlichen Spritverbräuche und damit verbundenen Klimagasemissionen“, kommentiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, die neuen Spritverbrauchs-Daten des ICCT.
Weitere Informationen zur Kampagne gegen den übermäßigen Mehrverbrauch gegenüber des angegebenen Normverbrauchs sind auf www.spritfrust.de zu finden.