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Interview mit Christian Hess, Geschäftsführer des IsarFunk und Betreiber des ersten Elektrotaxis

Christian Hess - Geschäftsführer IsarFunkSeit Anfang Juli 2011 ist in München das deutschlandweit erste rein elektrisch angetriebene Taxi für IsarFunk unterwegs, worüber auch hier auf dem Grüne Autos Magazin im Beitrag „Mitsubishi i-MiEV fährt in München als erstes Elektrotaxi Deutschlands“ berichtet wurde. Aufgeladen wird das umweltfreundliche Elektrotaxi, ein Mitsubishi i-MiEV, mit 100 Prozent erneuerbarem Strom des Münchner Energiedienstleisters Green City Energy. Im Interesse unserer Leser würden wir Ihnen als Geschäftsführer des IsarFunk und Betreiber des ersten Elektrotaxis gerne ein paar Fragen stellen.

Frage: Seit rund einem Monat ist das erste Elektrotaxi Deutschlands für die Taxizentrale IsarFunk auf den Straßen der bayerischen Metropole unterwegs. Das private Interesse an Elektroautos ist hingegen noch sehr gering. Welche Vorteile bietet der Einsatz als Taxi gegenüber der privaten Nutzung?

Antwort: Den doppelten Vorteil im Vergleich zur normalen Mobilität in der Großstadt. Für viele Großstadtbewohner rechnet sich heute kein eigenes Auto mehr. Viele greifen dann auf eine Kombination von Fahrrad, ÖPNV und Taxi zurück. Mit dem Elektrotaxi ist jetzt auch das Taxi umweltpolitisch korrekt.

Frage: Im Rahmen der Kooperation von IsarFunk und Green City Energy haben Sie sich für das Modell i-MiEV von Mitsubishi entschieden. Können Sie unseren Lesern kurz erläutern, was den Ausschlag für genau dieses Fahrzeug gegeben hat?

Antwort: Der iMiEV ist das erste, voll elektrische und von einem großen Autohersteller auf den Markt gebrachte Fahrzeug. Es ist ein ideales Stadtfahrzeug mit genug Platz für vier Personen und dient IsarFunk als „Leuchtturmprojekt“, um frühzeitig ein Statement pro Elektrofahrzeuge im Taxigewerbe zu setzen. In der Gesamtflotte fahren bei IsarFunk übrigens überdurchschnittlich viele umweltfreundliche Taxis auf Hybrid- oder Erdgasbasis. 58 Fahrzeuge sind sogar als Eco-Taxi vom ADAC zertifiziert und jeden Monat werden es mehr.

Frage: Mit dem Strom von Green City Energy kann das Elektrotaxi nicht nur ohne lokale Emissionen, sondern wirklich emissionsfrei betrieben werden. Macht Elektromobilität also nur in Verbindung mit echtem Ökostrom wirklich Sinn?

Antwort: Elektromobilität macht in der Tat nur dann Sinn, wenn das Fahrzeug nur mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien geladen wird. Sonst würde man den Umweltgedanken dahinter ad absurdum führen. Selbstverständlich wollen wir mit dem Elektrotaxi testen, inwieweit Elektromobilität im Taxigewerbe heute schon möglich ist. Als Mitglied im München für Klimaschutz-Club betreiben wir ein derartiges Projekt natürlich ernsthaft – deshalb kommt für unser Elektrotaxi auch nur Ökostrom aus der Dose.

Frage: Inwieweit muss der Taxifahrer sein Fahrverhalten gegenüber einem Benziner oder Dieselfahrzeug ändern? Lädt er das Elektrotaxi in regelmäßigen Abständen oder je nach Gelegenheit? Sind bereits genügend öffentliche Ladestationen vorhanden oder muss die notwendige Infrastruktur in München erst noch aufgebaut werden?

Antwort: Genau hier liegt ein großes Problem der urbanen Elektromobilität im Taxigewerbe. Heute stehen noch nicht genügend öffentliche Ladestationen zur Verfügung. Es muss hier noch viel getan werden. Eine Schnellladestation ist zudem auch noch sehr teuer, weshalb unser Elektrotaxi zum momentanen Zeitpunkt an der „normalen“ Steckdose geladen wird. Das dauert in der Regel sechs Stunden. Aus diesem Grund ist unser Elektrotaxi aktuell nur eine halbe Schicht im Einsatz und kommt dann wieder an die Steckdose, damit der nächste Taxifahrer keine böse Überraschung erlebt. Zudem raten wir den Taxifahrern, die Automatik immer in der D-Position zu belassen, wo die Energierückgewinnung („Rekuperation“) für Stadtfahrten optimiert ist. Damit kann der Taxifahrer bei jedem Bremsen – was in der Stadt naturgemäß oft vorkommt – wieder ein wenig die Batterie laden. Das lautlose Fahren ist zudem eine Herausforderung, das heisst, der Taxifahrer muss noch vorausschauender und noch rücksichtvoller fahren, da gerade Fußgänger und Fahrradfahrer den Wagen nicht kommen hören.

Frage: Ist der Einsatz eines Elektroautos als Taxi bereits heute wirtschaftlich sinnvoll? Wiegen die niedrigeren Betriebskosten (vergleichsweise günstige Stromkosten gegenüber den hohen Spritpreisen) die höheren Anschaffungs- bzw. Leasingkosten auf?

Antwort: Es liegt nicht am Preis des Fahrzeugs, sondern am geringeren Einsatzradius, dass das Elektrotaxi noch nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Das war uns aber klar, als wir das Projekt Elektrotaxi in Angriff genommen haben. Uns ist wichtig, jetzt schon Erfahrungen zu sammeln und damit für die Zukunft die richtigen Weichen stellen zu können. Dafür planen wir auch eine Auswertung aller Fahrdaten im Rahmen einer Studie gemeinsam mit dem ADAC und der Forschungsstelle für Energiewirtschaft FFE. Damit eine ganze Flotte elektrisch fährt, muss sich aber sowohl in der Infrastruktur als auch beim Fahrzeugangebot noch einiges tun.

Frage: Die Bundesregierung hat im Jahr 2010 das Ziel ausgerufen, bis 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen. Halten Sie diese Zahl für realistisch?

Antwort: Derzeit liegt der PKW-Bestand bei 42 Millionen. Bei konservativ geschätzten 46 Millionen Autos im Jahr 2020 sind eine Million nicht viel. Das sollte eigentlich erreichbar sein. Es kommt sicher wesentlich auf die Förderung der Anschaffung an. Während in vielen Ländern vom Staat zum Teil erhebliche Prämien beim Kauf eines Elektroautos bezahlt werden, mauert hier die Bundesregierung – zumindest solange die deutschen Hersteller noch kein Elektroauto auf der Straße haben.

Frage: Besitzen Sie selbst ein Elektroauto oder planen Sie in absehbarer Zeit den Kauf eines solchen Fahrzeugs? Wenn nicht, unter welchen Voraussetzungen könnten Sie sich die Anschaffung eines batteriebetriebenen Elektrofahrzeugs vorstellen?

Antwort: Ich fahre selbst schon einen Toyota Prius. Der Mitsubishi i-MiEV hat mich positiv überrascht. Bei der nächsten Anschaffung werde ich die Option Elektroauto ernsthaft ins Auge fassen.

Herzlichen Dank für das Interview!

Christopher Tan

Weitere Informationen sind auf www.isarfunk.de und www.greencity-energy.de zu finden.

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