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Experten halten Konzepte zur Elektromobilität für umsetzbar aber noch nicht serienreif

Beim Expertengespräch „Elektrisches Fahren in der Praxis“ auf der VDI-Tagung „Baden-Baden Spezial 2010“ am 13. Oktober 2010 waren sich die Teilnehmer über eines einig: Elektrisches Fahren ist machbar! Offen sind allerdings noch die Fragen, wann und auf welche Weise sich die Elektromobilität durchsetzen wird. „Im Jahr 2020 soll es in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge geben. Doch die Frage, wie diese Ziele am besten zu realisieren sind, ist noch längst nicht beantwortet“, war daher auch die Meinung von VDI-Tagungsleiter Dr. Wolfgang Runge. Aktuell gibt es zwar bereits Ansätze verschiedener Akteure wie z.B. regionale Projekte, in denen erste Flotten bereits getestet werden, bis Elektrofahrzeuge eine signifikante Rolle spielen werden dürfte aber noch eine Weile vergehen.

Auch Prof. Wolf-Dieter Lukas, Ministerialdirektor in der Abteilung Schlüsseltechnologien – Forschung für Innovationen im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sieht noch einen langen Weg bis Elektroautos die bisherigen Benziner und Diesel ersetzen. Nach seiner Meinung ist die im Mai diesen Jahres eingerichtete Nationale Plattform Elektromobilität das richtige Instrument für eine erfolgreiche Einführung in Deutschland: „Für die Elektromobilität brauchen wir die Mobilisierung breiter wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Kräfte und vor allem Handlungsoptionen, die uns nur die Forschung liefern kann. Deshalb wird das BMBF bis 2015 etwa 730 Millionen Euro in die Elektromobilitätsforschung investieren. Bei der Forschungsförderung konzentrieren wir uns auf die drei großen Herausforderungen: die Batterie der Zukunft, das Energiemanagement im Auto und die frühzeitige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.“

Die im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor deutlich geringere Reichweite sowie die Kosten der Batterien sind für Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersysteme an der RWTH Aachen, der Knackpunkt für den Erfolg von Elektrofahrzeugen. Entscheidender Faktor sei die Entwicklung von sicheren, leichten und kostengünstigen Energiespeichern. Da die Kosten für eine Batterie mit gut 100 km Reichweite laut aktuellen Prognosen im Jahr 2020 immer noch bei etwa 4.500 Euro für Automobilhersteller liegen würden, werde es in absehbarer Zukunft daher keine reinen E-Fahrzeuge geben: „Kombiniert werden ein elektrischer Antriebsstrang und ein Verbrennungsmotor, was in Summe immer noch günstiger ist als ein komplett elektrisches Fahrzeug. Distanzen zwischen 30 und 50 km werden aus der Batterie gefahren, der Rest mit dem Verbrennungsmotor. Mit dem Konzept können immerhin rund zwei Drittel aller in Deutschland von PKW zurückgelegten Kilometer elektrisch gefahren werden“, so Sauer. Dies könnten sowohl klassische Hybridfahrzeuge wie der Toyota Auris Hybrid sein, aber auch Elektroautos mit Range-Extender (Verbrennungsmotor, der vorrangig als Generator dient) wie etwa der Chevrolet Volt.

„Nach wirtschaftlichen Kriterien ist Elektromobilität heute praktisch noch nicht oder nur in extremen Nischen realisierbar“, ist auch Dr.-Ing. Klaus Harms, Entwicklungsdirektor bei Robert Bosch sicher. Er sieht aber nicht nur die Industrie vor weiteren Herausforderungen stehen, sondern auch die Bürger müssten hinsichtlich ihrer individuellen Mobilität umdenken. Neben der Weiterentwicklung von spezifischen Komponenten und Systemen für das Elektrofahrzeug seien darüber hinaus vor allem auch Investitionen in den Aufbau der notwendigen Infrastruktur und neuer Mobilitätskonzepte Voraussetzungen für den künftigen Markt der Elektromobilität. Die Fähigkeit, den Wandel aktiv zu gestalten, bestimme die künftige Wettbewerbsposition – gerade für die in Deutschland starke Automobilindustrie.

Tagungsleiter Runge hält zur Erreichung der langfristigen Ziele vor allem eines für unabdingbar: Den fachlichen Austausch. „Aus diesem Grund haben wir für die VDI-Tagung ‚Baden-Baden Spezial‘ in diesem Jahr bewusst den Schwerpunkt ‚Elektrisches Fahren machbar machen‘ gewählt. Wir möchten die Praxis in den Vordergrund stellen.“ Die Vorträge der Tagung thematisieren Sekundärenergiebedarf, Verbindungs- und Leitungstechnik, Leistungshalbleiter, Brennstoffzellenanwendungen, Entwurfsicherheit und Lithium-Ionen-Batterien.

An der diesjährigen Tagung des VDI Wissensforums nehmen mehr als 400 Teilnehmer teil und 42 Aussteller zeigen neue Trends und Entwicklungen. Im kommenden Jahr findet wieder die „große Ausgabe“ der bewährten Baden-Baden-Veranstaltung statt: der internationale VDI Kongress „Elektronik im Kraftfahrzeug“ am 12. und 13. Oktober 2011. Weitere Informationen hierzu sind unter www.elektronik-auto.de zu finden. Bereits am 16. und 17. März 2011 lädt das VDI Wissensforum zudem zur dritten Auflage der erfolgreichen Konferenz „Elektromobilität“ nach Nürtingen ein.

Der VDI
Der VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. ist mit rund 139.000 Mitgliedern einer der größten technisch-wissenschaftlichen Vereine Europas. Er versteht sich national und international als Dienstleister und Sprecher für Ingenieure und Technik. Als gemeinnützige und unabhängige Organisation ist der zentrale Ansprechpartner in technischen, beruflichen und politischen Fragen.

Das VDI Wissensforum
Das VDI Wissensforum mit Sitz in Düsseldorf ist seit mehr als 50 Jahren einer der führenden Weiterbildungsspezialisten für Ingenieure sowie für Fach- und Führungskräfte im technischen Umfeld. Die fast 1.000 Veranstaltungen im Jahr decken alle relevanten Branchen ab. Das Angebot reicht von Seminaren und Technikforen über modulare Lehrgänge mit abschließender Zertifizierung bis zu Fachtagungen und Kongressen. Dabei gewähren permanente Marktrecherche, ein großes Expertennetzwerk und das ausgeprägte Knowhow des VDI die hohe Qualität der Veranstaltungen.

4 Kommentare

  1. Batterien, egal welcher Chemie, werden nur eine interim Rolle spielen. USCs, eventuell kombiniert mit Brennstoffzellen, werden eine mehr oder weniger endgültige Lösung darstellen. Batterien unterliegen nicht unerheblichen Einflüssen von hohen und niedrigen Temperaturen. USCs haben keinen Elektolyten und sind deswegen auch nicht anfällig; ihre Lebensdauer ist praktisch unbegrenzt. Auch unterliegen sie keiner Degredation wie Batterien. Graphen ist das ideale Material hierfür. In der Herstellung können Batterien weder qualitativ noch preislich und leistungsmäßig mit USCs mithalten.

  2. Morgen yoatmon,

    ich glaube auch nicht, daß Batterien die endgültige Lösung für den Antrieb von morgen sein können. Aber was genau sind denn USCs ?????

    Ich habe danach gegoogelt, habe aber nichts gefunden!

    Viele Grüße,
    Samson

  3. Guten Abend Sam,
    USCs sind Ultra-super-caps. MIT hat hierbei schon bahnbrechende Arbeit auf Basis von Graphen geleistet.

  4. Bei der Elektromobilität noch nicht gelöst, ist die Frage, woher der Strom für den Antrieb kommt. Solange dieser nicht umweltfreundlich ist, bringt es auch nix, elektromobil zu sein.

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