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Autohersteller: Durchschnittliche Effizienz in 25 Jahren kaum gesteigert

Wenn man die Ansprachen der Vorstände der großen Autohersteller hört oder den Werbeaussagen der Marketingabteilungen glaubt, dann hat die Automobilindustrie das Autofahren in den letzten Jahren deutlich umweltfreundlicher gemacht. Da werden gerne Modelle wie der Toyota Prius oder der VW BlueMotion in den Vordergrund gestellt um zu zeigen, dass selbst ein Verbrauch von weniger als vier Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer heute möglich ist. Wenn man aber die durchschnittliche Effizienz (Kilometer pro Liter Benzin) der Autos eines der großen Hersteller betrachtet, sieht man, dass sich eigentlich gar nichts bewegt hat.

BMW, Porsche und Volkswagen als Beispiel für den deutschen Stillstand bei der Senkung des Verbrauchs

Konnte ein Volkswagen in 1985 mit einem Liter Benzin durchschnittlich 12,7 km weit fahren, so kommt er heute im Schnitt nur 200 Meter weiter. Auch BMW konnte die Ausbeute aus einem Liter Kraftstoff nicht gerade nennenswert steigern und so kommt ein Fahrzeug im Schnitt statt 11,22 km in 1985 heute 11,92 km weit. Das schlechteste Ergebnis der drei verglichenen deutschen Hersteller liefert aber Porsche, denn hier fuhr ein Auto 1986 mit einem Liter Benzin 10,93 km und heute schafft es nur noch 10,3 km.

Honda, Suzuki und Toyota: Auch sie können den durchschnittlichen Verbrauch nicht wirklich senken

Mit einer Effizienz von über 13 km bzw. sogar mehr als 14 km pro Liter Benzin ist der durchschnittliche Verbrauchswert der drei japanischen Hersteller zwar deutlich besser als der von BMW, Porsche oder Volkswagen, dennoch konnte auch hier keiner die Effizienz seiner Fahrzeuge signifikant verbessern. Ein Suzuki verbraucht heute sogar deutlich mehr Benzin als vor 25 Jahren! Kam man damals mit einem Liter Kraftstoff ganze 19,61 km weit, so schafft man heute nur noch 13,03 km und liegt hinter den beiden anderen Herstellern. Auch ein Honda war 1985 sparsamer und man kommt heute mit einem Liter Benzin knapp einen Kilometer weniger weit als vor einem Viertel Jahrhundert.

Keine nennenswerte Effizienzsteigerung gilt auch für französische, koreanische und US-Autohersteller

Bei vielen anderen etablierten Herstellern wie Ford, Gm, Peugeot, Renault oder Volvo sind zwar keine durchgehenden Werte über die letzten 25 Jahre vorhanden, die Tendenz scheint aber bei allen die gleiche zu sein. Die durchschnittliche Effizienz der Automodelle, also der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch, konnte nicht nennenswert verbessert werden und hat sich in einigen weiteren Fällen sogar verschlechtert.

Weshalb sinkt der durchschnittliche Verbrauch trotz stetiger Entwicklung und sparsamerer Motoren nicht?

Nun mag man sich fragen, ob die Entwicklungsabteilungen der großen Autohersteller in den letzten Jahren den völlig untätig oder einfach unfähig waren. Wie immer effizientere Motoren und Technologien wie Hybridantrieb, Start-Stopp-Systeme, Turbolader oder Partikelfilter zeigen, waren sie es nicht. Die kaum merkbaren Verbesserungen beim Verbrauch oder gar Rüchschritte liegen vor allem darin, dass moderne Autos immer mehr Technik mit sich herum fahren sowie in den vergangenen Jahren immer größer und schwerer geworden sind. So hatte z.B. ein BMW 3er der zweiten Baureihe von 1982 bis 1994 (E30) ein Leergewicht zwischen 990 und 1.330 kg. Ein aktueller 3er BMW der Baureihe E90 wiegt hingegen zwischen 1.425 und 1.825 kg.

Darüber hinaus wurde neben den Ausmaßen und dem Gewicht meist auch von Baureihe zu Baureihe die Leistung gesteigert und heute ist selbst ein Kleinwagen wie der VW Polo mit 132 kW (179 PS) erhältlich. An dieser Entwicklung tragen neben den Autoherstellern aber auch die Verbraucher ebenso wie die Politik ihren Teil der Schuld. Schließlich wurden sowohl die Umweltprobleme wie auch das Problem der nicht ewig währenden Ressource Erdöl von der Politik viel zu lange ignoriert. Und beim Autofahrer hies es bis vor einiger Zeit (und bei einigen immer noch), dass das neue Auto größer, stärker und teurer sein muss als das letzte Fahrzeug – und natürlich als das der Pkw des Nachbarn.

Vielleicht bringen neue Autohersteller die erforderlich Wende mit alternativen Antrieben und neuen Konzepten

Die etablierten Autohersteller trifft allerdings die Schuld, dass sie in den letzten Jahren stets nach dem Leitsatz „Never change a running system“ gehandelt haben, obwohl einige es sicher besser gewusst haben müssen. Dass das Erdöl in absehbarer Zeit knapp werden wird und das Verbrennen von Milliarden Litern Benzin und Diesel am Tag nicht gut für Klima und Umwelt sein kann ist schließlich nichts wirklich Neues. Statt das Auto oder unsere Form der Mobilität einmal komplett zu hinterfragen und neu zu überdenken, hat man aber lieber weiter gemacht wie bisher und sich mit einigen umweltfreundlichen Modellen einen grünen Anstrich gegeben.

Vielleicht ist es daher an der Zeit, dass neue Unternehmen mit frischen Mobilitätskonzepten auf den Markt kommen, die nicht auf dem Denken basieren, das uns in die heutige Situation gebracht hat. Dies könnten vor allem alternative Antriebe und Kraftstoffe sowie kleinere und leichtere Fahrzeuge für den Stadverkehr sein, ebenso wie die Verknüpfung von öffentlichen Verkehrsmitteln mit kleinen Elektroautos (siehe: Rinspeed UC?: Nicht nur Elektro-Stadtauto sondern neuartiges Mobilitätskonzept). Carsharing und die vermehrte Nutzung von Fahrrädern oder Elektrorollern in den Städten könnten darüber hinaus neue Wege zu einer nachhaltigeren Mobilität sein.

Wichtige Ergänzung zu den Daten:

Die hier verwendeten Daten stammen laut Brighter Planet, Inc. je nach Automarke entweder aus den Datenbanken der US-Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) oder aus den Veröffentlichungen der Autohersteller nach der Corporate Average Fuel Economy (CAFE). Sie beziehen sich außerdem nur auf Benziner und ausschließlich auf Fahrzeuge in den USA.

2 Kommentare

  1. wenn man einen heutigen golf mitt 122ps und 6-6,5 litern verbrauch nimmt, dann glaube ich kaum das man einen vergleichbaren 25jahre alten golf gti mit dieser menge überhaupt bewegen kann!
    Die durchschnittsverbräuche sind vielleicht gleich geblieben, aber die durchschnittliche leistung ist dagegen deutlich gestiegen!
    Beim Golf war es 1986 im durchschnitt 97 PS (55-139ps -g60 kam erst 89´-)und 2011 175 PS (80-270ps) das alles mit der gleichen spritmenge.
    Also wenn man die leistungsentwicklung mit einbeziehen würde, haben sich die verbräuche drastisch reduziert!

  2. Das ist richtig, darauf hat der Autor aber auch in den beiden Absätzen mit der Überschrift „Weshalb sinkt der durchschnittliche Verbrauch trotz stetiger Entwicklung und sparsamerer Motoren nicht?“ hingewiesen. Auch, dass der Leistungssteigerung aber einen starke Zunahme bei Ausmaßen und Gewicht gegenüber steht.

    Und was hilft es dem Autofahrer bei 1.60 Euro für den Liter Super an der Tankstelle oder der Umwelt, wenn man dank höherem Gewicht und Leistungsentwicklung immer noch soviel verbraucht?

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