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Interview mit Dr. Shawn Qu, CEO von Canadian Solar und Sponsor des Zero Race

Dr. Shawn QuIm 1873 veröffentlichten Roman „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne reist der vermögende englische Gentleman Phileas Fogg zusammen mit seinem französischen Diener Passepartout nach einer Wette in 80 Tagen einmal um die Erde. Die Geschichte beruht auf dem Abenteuer des Amerikaners George Francis Train, der drei Jahre zuvor die Erde tatsächlich in 80 Tagen umrundete. Eine Weltreise in weniger als 80 Tagen galt bis dahin als schlichtweg unmöglich. Ähnlich verhält es sich mit der heutigen Zeit, in der sich viele Menschen eine Zukunft mit sauberem Strom aus Solaranlagen oder Windparks und eine emissionsfreie elektrische Mobilität noch nicht vorstellen können. Der Zero Race Initiator Louis Palmer glaubt aber ebenso daran wie die Teilnehmer des Rennens und der Sponsor Canadian Solar, einer der weltweit größten Hersteller von Solarmodulen.

Doch welche Chancen haben Elektroautos überhaupt, was ist die beste Lösung hinsichtlich des Ladens und welches Potential bietet die Solarenergie? Diese und weitere spannende Fragen hat Dr. Shawn Qu, Gründer und CEO von Canadian Solar, freundlicherweise im folgenden exklusiven Interview beantwortet:

Frage: Nach Jahrzehnten des Stillstands ist die Elektromobilität in jüngster Zeit zum wichtigsten Trend in der Automobilindustrie geworden. Die Fahrzeughersteller planen entweder Elektroautos oder haben bereits spektakuläre Studienvorgestellt. Außerdem zeigen Veranstaltungen wie das Zero Race, dass Elektromobilität heute bereits möglich ist. Was bewegt Canadian Solar, eines der weltgrößten Solarunternehmen, dieses Rennen zu sponsern?

Dr. Qu: Das Zero Race erzeugt Aufmerksamkeit für die beiden größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert: effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung und Fortbewegung. Der Einsatz von Louis Palmer, dem Initiator und Organisator des Zero Race, und seines Teams für erneuerbare Energien macht der Welt deutlich, dass eine emissionsfreie Zukunft möglich ist. Das hat uns tief beeindruckt. Wir wollten daher mit unserer Unterstützung diese Mission zu einem Erfolg machen. Anders als bei anderen Rennen geht es beim Zero Race nicht um Geschwindigkeit, sondern um Kriterien wie Energieeffizienz und Zuverlässigkeit. Diese Ziele decken sich hervorragend mit unseren Unternehmenswerten, da wir sehr viel Wert auf die hohe Qualität und den exzellenten Wirkungsgrad unserer Produkte legen.

Frage: Elektroautos allein machen die individuelle Mobilität noch nicht nachhaltig. Um ein echtes emissionsfreies Fahren zu ermöglichen, muss der Marktanteil der erneuerbaren Energien weltweit wachsen. Wie schätzen Sie den Marktanteil der Solarenergie 2020 und 2050 realistisch ein?

Dr. Qu: Obwohl 2050 noch ein weites Stück in der Zukunft liegt, wird dieses Jahr schneller kommen, als wir glauben. Wir erwarten für diesen Zeitraum weiteres Wachstum und noch mehr Marktdurchdringung. Derzeit liegt der Marktanteil der erneuerbaren Energien bei ca. 13 Prozent in der primären Energieversorgung sowie bei 18 Prozent in der weltweiten Versorgung mit Elektrizität. Es gibt daher noch beträchtlichen Spielraum für Wachstum, da sich die Leistungsfähigkeit der Solar- und Windtechnologie kontinuierlich verbessert. Dies gilt in besonderem Maße, weil die Länder erkennen, dass Investitionen in diesem Feld nötig sind, um die Kosten für den Energieverbrauch zu senken. Somit liegt das Ziel, im Jahr 2020 einen Anteil von 20 Prozent an erneuerbaren Energien in der EU zu haben, definitiv im Rahmen des Möglichen.

Frage: Das Problem bei Veranstaltungen wie dem Zero Race ist die beschränkte Reichweite der Elektrofahrzeuge, die langen Ladezeiten und die fehlende Infrastruktur. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Zukunftstechnologien: Ladestationen für zu Hause (evtl. In Verbindung mit einem Solar-Carport), öffentliche Ladestationen oder Batterietauschstationen (siehe Better Place)?

Dr. Qu: Ich glaube nicht, dass man eine dieser Lösungen den anderen vorziehen kann. Alles hängt von den Umständen der Umsetzung ab. Insbesondere in ländlichen Gegenden, wo eine öffentliche Ladestation nicht besonders effizient wäre, ein Solar-Carport jedoch schon. In großen Städten, wo der Parkraum bereits jetzt beschränkt ist, könnten individuelle Ladestationen nicht umsetzbar sein. Dort sind öffentliche Ladestationen oder Batterietauschstationen relevant. Daher ist es wichtig, eine größere Bandbreite an Lösungen auszuarbeiten.

Frage: Jeder, der eine Garage oder einen Stellplatz mit Stromanschluss besitzt, kann ein Elektrofahrzeug komfortabel über Nacht aufladen. Anders als in den USA oder Kanada leben die meisten Westeuropäer in Wohnungen, nicht im eigenen Haus, vor allem in der Stadt, wo der Einsatz von Elektrofahrzeugen sinnvoll wäre. Wie und wo können diese Menschen ein Elektrofahrzeug laden, wenn die Ladezeit 8 Stunden beträgt?

Dr. Qu: Zunächst einmal wird sich die Technologie in den kommenden Jahren weiterentwickeln, wodurch sich auch die Ladezeit verkürzen dürfte. Darüber hinaus fördern mehrere Regierungen, darunter auch die deutsche, die E-Mobilität und die Forschung in diesem Bereich ausdrücklich, einschließlich regenerativer Bremsanlagen zur Energierückgewinnung. Wir müssen beim Thema Fortbewegung über den Tellerrand hinausblicken, um die Herausforderung, immer mehr und mehr Menschen von A nach B zu befördern, meistern zu können. Mit jeder neuen Generation der Elektroautos wird die Ladezeit kürzer. Diese Entwicklung verläuft ähnlich der von Solarmodulen in den letzten Jahren. Vor 20 Jahren war die Leistungsfähigkeit von PV-Modulen ziemlich niedrig. Um einige wenige Haushalte mit Energie zu versorgen, war enormer Platz vonnöten. Heute können wir mit einer Solarfläche von nur 6000 m² den Energiebedarf von 100 Haushalten decken. Und wir werden jeden Tag besser. Die Wachstumskurve für die E-Mobilität dürfte ähnlich verlaufen. Wir glauben daher nicht, dass jedes Haus über ein eigenes Ladesystem für Fahrzeuge verfügen muss. Wir erwarten jedoch für die Zukunft eine große Bandbreite an individuellen Lösungen.

Frage: Manche Elektroautos und Hybridfahrzeuge verfügen über Solarmodule auf dem Dach oder auf der Motorhaube. Die meisten dieser Fahrzeuge waren jedoch Studien, und derzeit könnte man mit Solarpanels auf dem Auto höchsten die Lüftung betrieben. Ist es zukünftig sinnvoll, leistungsfähigere Solarzellen zu integrieren, oder bleibt das ein Marketing-Gag?

Dr. Qu: Angesichts der Innovationsfreude in der Solarbranche steckt mit Sicherheit ein großes Potential in integrierten Solarlösungen bei Elektrofahrzeugen. Dies steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der Speichertechnologie. Heutzutage gibt es hochinnovative Ansätze in der Branche, wie zum Beispiel flüssige Solarzellen, die auf verschiedene Oberflächen und Materialien aufgebracht werden können. Lösungen wie diese zeigen, was in der Zukunft möglich ist. Warum nicht diese transparenten, flüssigen Solarzellen auf die Oberfläche eines Fahrzeugs lackieren? Wir müssen uns selbst erlauben, bei der Suche nach Anwendungsmöglichkeiten und Lösungen offen zu sein. Es muss ja nicht unbedingt ein klassisches Solarmodul sein, das auf dem Dach eines Autos befestigt wird. Diese Technologie entwickelt sich mit jedem Prozent Leistungssteigerung bei den Solarmodulen weiter. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies mehr als nur eine Marketingsache sein wird. Jedoch können Solarzellen allein natürlich kein Elektrofahrzeug versorgen. Entwicklungen in diese Richtung, sind aber bereits heute Realität, zum Beispiel in den ländlichen Gegenden Afrikas, besonders für Menschen, die im Entwicklungsbereich tätig sind.

Frage: Glauben Sie, dass in der nahen Zukunft ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Elektrofahrzeuge nutzen wird? Und besitzen Sie selbst schon ein Elektrofahrzeug?

Dr. Qu: Ich glaube, dass die Zukunft dem Elektroauto gehört. Es gibt auch keine andere Lösung. Wir können diese Entwicklung bereits in einigen Emerging Markets, zum Beispiel in China, mitverfolgen. Dort genießt die Gesellschaft bereits einen gewissen Wohlstand, wodurch der Wunsch nach dem Besitz eines Fahrzeuges entsteht. Je weiter die Technik voranschreitet, und je erschwinglicher sie für den einzelnen Fahrer wird, desto schneller wird der Markt für Elektroautos wachsen. Ich selbst fahre einen Ford Taurus, aber mein nächstes Auto wird definitiv ein Elektroauto oder ein Hybridfahrzeug sein. .

Vielen Dank für dieses Gespräch!

Christopher Tan

Weitere Informationen sind auf www.zero-race.com und www.canadian-solar.com zu finden.

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