Wenn es um die neuen Ziele beim Image geht, dann wollen sich die meisten Unternehmen heute als grün, ökologisch korrekt und nachhaltig präsentieren. Wenn es um die Entscheidung der Dienstwagen geht, dann wird aber vor allem Wert auf Größe, Leistung und Luxus gelegt. Während viele junge Menschen bereits zur Erkenntnis gelangt sind, dass ein Pkw vor allem ein Fortbewegungsmittel ist, dient der Firmenwagen immer noch vor allem als Statussymbol. Dies zumindest ist das Ergebnis der aktuellen Dienstwagenumfrage der Deutsche Umwelthilfe (DUH) unter 153 Unternehmen in Deutschland.
Hälfte der befragten Unternehmen verweigert die Offenlegung und Auskunft
Zwischen März und Juni 2011 hat die DUH die 100 größten börsennotierten sowie 53 weitere meist mittelständische Unternehmen, die einen besonderen Wert auf ein positives Umwelt- und Nachhaltigkeitsimage legen, befragt. Mit 74 Unternehmen weigerte sich fast die Hälfte, überhaupt an der Befragung teilzunehmen und den Spritverbrauch der Vorstands- und Flottenfahrzeuge offenzulegen. Als besonders traurig beschreibt die DUH das Verhalten des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG, das zunächst bereitwillig alle erbetenen Daten übermittelte und anschließend die schlechten Daten (hoher Spritverbrauch und Emissionen) nicht zur Veröffentlichung freigeben wollte.
Deutsche Bahn AG, Phoenix Solar AG, Pfeiffer Vacuum GmbH und die PUMA AG als Vorbilder
Beispielhaft demonstrieren die Phoenix Solar AG und deren Vorstandsvorsitzender Andreas Hänel die Möglichkeit, auch mit wenig Verbrauch und Emissionen erfolgreich mobil zu sein: Sein Dienstwagen emittiert 129 g CO2/km, die Flotte des Vorstands 113 g CO2/km und die Gesamtflotte der Firma 133 g CO2/km. Die Dienstwagenflotte der Deutsche Bahn AG liegt mit 125 g CO2/km sogar noch darunter, weshalb sich zumindest der Vorstandsvorsitzende eine Limousine mit 191 g CO2/km erlaubt. Ebenso hält es die Pfeiffer Vacuum GmbH, deren Flotte mit durchschnittlich 140 g CO2/km im grünen Bereich liegt. Der Dienstwagen des Vorstandsvorsitzenden liegt aber auch hier mit 165 g CO2/km deutlich darüber. Ganz besonders sportlich und grün gibt sich Jochen Zeitz, der Vorstandsvorsitzende der Puma AG, der komplett auf ein eigenes Dienstfahrzeug verzichtet. Der durchschnittliche Ausstoß der Flotte des Vorstands liegt bei 172 g CO2/km, die der gesamten Dienstwagenflotte bei 138 g CO2/km. „An diesen Beispielen sieht man, dass auch Großunternehmen schon heute in der Lage sind, nachhaltige Mobilität zu leben“, sagte die Projektverantwortliche bei der DUH, Barbara Göppel.
Weitere Unternehmen sind auf einem guten Weg und erhalten die „Gelbe Karte“
Auf einem guten Weg sind immerhin auch zehn Unternehmen, die bei der Gesamtflotte einen CO2-Wert erreichen, der das EU-Ziel des Jahres 2008 von 140 g CO2/km sogar unterschreitet oder nicht mehr als 10 Prozent übersteigt. Vor allem bei den Vorstandsfahrzeugen muss hier aber noch wesentlich nachgebessert werden. So leistet sich beispielsweise Brian Sullivan, Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG einen Audi A8, der 219 g CO2/km emittiert, Telekomchef René Obermann liegt hingegen mit 173 g CO2/km deutlich unter dem unverständlich hohen Gesamtdurchschnitt für den Telekomvorstand von 231 g CO2/km.
Konzerne und Unternehmen aus allen Branchen enziehen sich ihrer Verantwortung
Egal ob große Energieunternehmen wie E.ON, Automobilhersteller wie Daimler, BMW und Volkswagen oder sogar Firmen aus der Branche der Erneuerbaren Energien wie Solarworld erteilten keine Auskunft oder lagen mit ihrem durchschnittlichen Verbrauch der Dienstwagenflotte weit über einem akzeptablen CO2-Ausstoß. Besonders traurig ist auch, dass zu den Empfängern der „Roten Karte“ auch sehr viele Unternehmen gehören, die sich als Mitglieder von Econsense, dem „Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e.V.“ gern als Avantgarde einer „Ökobewegung“ in der deutschen Unternehmerschaft darstellen. Im Forum zusammengeschlossen haben sich diese Unternehmen angeblich, um für eine nachhaltige Entwicklung einzutreten und mit hoher Transparenz Auskunft zu geben über ihr Unternehmenshandeln. 27 von 30 befragten Econsense Mitgliedern erhielten die „Rote Karte“, Sie stehen nun unter dem Verdacht des Greenwashings und – in der Konsequenz – unter verschärfter Beobachtung.
Die Deutschen Umwelthilfe (DUH) fordert eine verstärkte Vorbildfunktion der Verantwortlichen
Die Forderung der Deutschen Umwelthilfe lautet: Vorstände und für die Firmenflotte Verantwortliche müssen mit guten Beispiel vorangehen und ausnahmslos Fahrzeuge einsetzen, die zumindest den EU-Zielwert von 140 g CO2/km für das Jahr 2008 unterschreiten. Das dienstwagentaugliche Angebot an Limousinen und Flottenfahrzeugen, die diesen Wert unterschreiten, nimmt stetig zu – auch unter deutschen Autoherstellern.
Weitere Informationen:
Tabelle zum CO2 Ausstoß der Dienstwagenflotten deutscher Unternehmen 2011 (Pdf), DUH
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