Startseite » News (Alle) » News » NABU gegen alternative Gaskraftstoffe – Ein kritischer Kommentar von Claus Sauter

NABU gegen alternative Gaskraftstoffe – Ein kritischer Kommentar von Claus Sauter

Am 24. Oktober 2018 hat der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) eine neue Studie zum Gasantrieb von Fahrzeugen[1] vorgestellt und kommt darin zu einem vernichtenden Urteil. Hintergrund ist u.a. der geplante Aufbau eines ersten deutschen LNG-Importterminals für Gas aus den USA, der von den Naturschützern selbstverständlich abgelehnt wird. Während Erdgas und Flüssiggas ein Beitrag zur Lösung des Klimaproblems im Verkehrssektor abgesprochen wird, sucht man eine ernsthaft umweltfreundliche und wirklich umsetzbare Alternative aber ebenso vergeblich. Aus diesem Grund hat Claus Sauter, BioEnergie-Experte und Gründer & Vorstandsvorsitzender der VERBIO AG, mit einem ausführlichen Kommentar zu dieser Studie geantwortet. Der Kommentar mit dem Titel „Der NABU: Blind auf dem grünen Auge und taub auf dem Ohr für klimafreundliches BioCNG“ ist im Folgenden nachzulesen:


Claus SauterDie Studie macht nach Angabe des NABU-Bundesgeschäftsführers Leif Miller „Schluss mit dem Ammenmärchen vom klimafreundlichen Gasantrieb“[2] und erzählt gleichzeitig eine Science Fiction-Story von emissionsfreier Elektromobilität.

Fossiles Gas wird die Klimaprobleme im Verkehrssektor nicht lösen. Da stimme ich den Ausführungen von Leif Miller in der kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung zu. Ich gehe auch mit, dass das Vorhaben der Bundesregierung, 500 Millionen Euro in den Aufbau eines ersten deutschen LNG-Importterminals zu investieren, um verstärkt Gas aus den USA zu beziehen, ein klimapolitischer Fehltritt ist.

Aber dennoch gibt es keinen logischen Grund, den Verbrennungsmotor per se zu verteufeln. Es kommt nur auf eine intelligente Nutzung und auf den richtigen Kraftstoff an. Der Gasantrieb ist beim Einsatz von 100 Prozent erneuerbarem Methan, produziert aus agrarischen Reststoffen wie Stroh, derzeit die einzige klimaneutrale Alternative in der Mobilität. Diese Tatsache und das Zukunfts-Potential, das sich hinter dem Kraftstoff verbirgt, sind kein Geheimnis. Da frage ich mich, warum das Potential dennoch von Herrn Miller und den Autoren der aktuellen Studie komplett ignoriert wird.

Der NABU-Verkehrsexperte Daniel Rieger geht sogar so weit und fordert die Bundesregierung auf, sämtliche Steuervorteile für Erdgas und Flüssiggas schnellstmöglich abzuschaffen und die öffentliche Förderung der entsprechenden Infrastruktur zu stoppen. Was für ein Irrsinn und welche Kurzsichtigkeit! Benennen Sie mir doch bitte mal eine brauchbare und verfügbare Alternative, werter Herr Rieger!

Und kommen Sie mir nicht mit Elektromobilität! Wer den E-Antrieb als emissionsfrei einstuft, reiht sich in die Verlogenheit der deutschen und europäischen Klimapolitiker ein, die uns Elektroautos als Heilsbringer der Dekarbonisierung des Verkehrs verkaufen wollen. 70 Prozent des deutschen Strommixes stammen aus fossilen Quellen oder aus der Kernkraft. Gerade eine Umweltschutzorganisation nehme ich in die Pflicht, CO2-Bilanzen über die gesamte Wertschöpfungskette, also Well-to-Wheel, zu betrachten.

Tiefgang scheint keine Stärke des NABU zu sein. So wird in der vorliegenden Studie erneuerbares Methan aus Power-to-Gas oder Biomasse nicht weiter thematisiert und mit schlichtweg falschen Argumenten zum Erliegen gebracht: Es fehle an ausreichend biologischen Reststoffen, an der Erzeugbarkeit relevanter Mengen – kurzum: an Wirtschaftlichkeit.

In Deutschland stehen jährlich acht bis zwölf Millionen Tonnen Stroh zur energetischen Nutzung frei zur Verfügung.[3] Die VERBIO AG hat ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt, um aus Stroh Biomethan zu erzeugen. Mit dieser Technologie und den vorhandenen Strohmengen könnten fünf Millionen PKW auf erneuerbares Methan umgestellt werden. In dieser Betrachtung sind andere agrarische Reststoffe, wie Gülle, noch nicht einbezogen.

Der klimafreundliche Gasantrieb ist kein Ammenmärchen und VERBIO ist der Beweis für ein funktionierendes Geschäftsmodell. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg stehen drei Biomethananlagen, in denen ausschließlich Reststoffe aus der umliegenden regionalen Landwirtschaft verarbeitet werden und keine geringere Jahresmenge als 600 GWh Biomethan pro Jahr produziert wird. Damit kann allein die derzeitige VERBIO-Produktion fast 25 Prozent des aktuellen deutschen CNG-Kraftstoffbedarfs decken – und das zum Erdgaspreis! Ja, Sie haben richtig gehört, der Verbraucher zahlt für Biomethan von VERBIO nicht mehr als für fossiles Erdgas. Und ich gehe noch einen Schritt weiter. VERBIO ist bereits heute in der Lage, erneuerbares, nachhaltiges Biomethan billiger anzubieten als fossilen Dieselkraftstoff. Also was soll der Quatsch von hohen Kosten! Meine Conclusio: Biomethan aus Reststoffen könnte längst die erste Geige spielen, denn es ist effizient, nachhaltig und günstig. Man müsste ihm nur Gehör schenken. Und zwar mit beiden Ohren!

Während in Deutschland die Potentiale von Biomethan totgeschwiegen werden, ist in Kalifornien ein beispielloser RNG[4]-Boom zu verzeichnen. Das California Air Resources Board (CARB), welches den VW-Dieselskandal aufgedeckt hat, ist gerade dabei, RNG als saubersten Kraftstoff anzuerkennen – und zwar sauberer als Elektromobilität.

Grundlage bildet ein Berechnungsmodell, das die Methanemissionen, die sonst bei der natürlichen Verwesung von agrarischen Reststoffen in der Landwirtschaft entstehen, berücksichtigt. Damit werden für RNG sogar erhebliche negative Emissionswerte erreicht, während man in Deutschland bei Elektroautos die Emissionen, die am Kohlekraftwerk entstehen, einfach unter den Teppich kehrt. Mit dem kalifornischen Ansatz wird Autofahren zum aktiven Klimaschutz für PKW UND LKW!

CARB legt derzeit umfangreiche Förderprogramme für CNG-Flotten auf. Das Logistikunternehmen UPS hat bereits fast 1 Mrd. USD in die Umrüstung seiner LKW-Flotte auf CNG-Fahrzeuge investiert. Wir verfügen selbst über eine Spedition mit knapp 100 LKW und haben unser Ohr immer am Markt auf der Suche nach klimafreundlichen und wirtschaftlichen Alternativen zur Dieselzugmaschine. Ich fordere Herrn Rieger auf, uns auch nur einen bezahlbaren batteriebetriebenen Fernverkehrs-LKW zu zeigen, der für den schweren Güterverkehr im 40-Tonnen-Bereich aktuell am Markt angeboten wird. Herr Rieger spricht in seinem Bericht von emissionsfreien Antriebskonzepten, bleibt uns aber eine konkrete Nennung schuldig. Ich bin gespannt!

Ihr Claus Sauter
BioEnergie Experte und
Gründer & Vorstandsvorsitzender (CEO) VERBIO AG


Kurz-Vita Claus Sauter

  • Diplomkaufmann (Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Augsburg)
  • Gründer und Vorstandsvorsitzender der VERBIO Vereinigte BioEnergie AG (seit 2006)
  • Mitglied des Vorstands des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie e. V. (vorher: Präsident)
  • Mitglied des Vorstands im European Biodiesel Board (EBB)
  • Senator im Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW)
  • Mitglied im Industriekreis CNG-Mobilität der Volkswagen AG

 
[1] Die Studie „CNG and LNG for vehicles and ships – the facts“ wurde im Auftrag der Umweltschutzorganisation Transport & Environment, dem europäischen Dachverband des NABU im Verkehrsbereich, erstellt und am 24. Oktober 2018 in Brüssel präsentiert.

[2] Quelle: Pressemitteilung des NABU: https://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=24772&db=presseservice

[3] Quelle: Studie des Deutsche Biomasseforschungszentrums aus dem Jahre 2011

[4] RNG steht für Renewable Gas (= Biomethan).

Bildnachweis: Claus Sauter, Gründer und Vorstandsvorsitzender der VERBIO AG, &copy VERBIO AG

Ein Kommentar

  1. A. Röck Vors. Club Voltaire München 1994

    A. Röck, Vors. Club Voltaire München 1994 | Lehrer f. Fahrzeugtechnik: C. Sauter Vorst. Vors. der VERBIO AG, vertritt „sein“ Gas u. er ist wohl gegen Windnutzung, (Da Wind bei ihm im Strom-Mix gar nicht vorkommt), u. schiesst gegen den fundamentalistischen Gesch. F. des NABU, Miller, (pro eCar, gegen Gasantrieb), einige Eigentore. S., die eCars seien nicht CO2- neutral, da im Strom-Mix der größte Teil Kohlestrom sei; prima vista stimmt das, aber : (?) Sauter ist Dipl. Kfm., nennt sich „Energieexperte“, erweist sich aber nicht als solcher; er muß doch wissen, dass ab 2022 der Kohle- u. Atomausstieg gilt, und dass somit 375 TWh/a anders erzeugt werden müssen, eCars aus Wind + PV- Strom geladen werden! Da fällt ihm n i c h t ein, das unglaublich große Windpot. Dtl.`s (und der Welt*)? Das Gas geht in ca. 60 J. zu Ende, das Erdöl schon in 38; dass Kaufleute nur an den Profit denken, solange sie leben, wissen wir; das Onshore – Windpot aus nur 18,3 % Landesfläche ist 2900 TWh/ annum , aus offshore 216 u. das der Photovoltaik (PV), 153, (? = 3269 TWh/a)., d. h. das 5,4 – fache des Verbrauches von 2017 (599 TWh/a); Die 48,3 Mio Autos als eCars würden 102 TWh benötigen (12.000 km/a); dieselben als H2-Antrieb für die Erzeugung des H2 302 TWh/a; d.h., allein der Onshore – Wind (2900 TWh/a) kann locker 375 + 302 ersetzen ! Conclusio: den Dieselmotor kann man, ohne Eile in 38 J. auslaufen lassen bzw. dann noch 22 J., also bis 60 J -ab heute, mit Erdgas speisen u. dann sollte man das eCar überspringen, weil das Li nur 40- 60 J. reicht, und – weil Li für viele chemische Reaktionen nötig ist – direkt auf H2- Antrieb übergehen- der praktisch unendlich ist. Generell sollte sofort auf H2-Antrieb übergegangen werden, um unwiederbringliche Ressourcen nicht aufzubrauchen, (Kohle, Erdöl, Erdgas, Li, um vor allem katalytische Stoffe, wie Pt, Ruthenium, u. seltene Erden, zu sparen, die unwiederbrlinglich verloren wären! Wie das Erdgas retten? Sofort massenhaft thermische Collectoren auf die Dächer in aller Welt u. im Winter mit Wärmepumpen ergänzen, deren Kompressoren von Windstrom gespeist werden könnten. Es ist ein ökolog. Frevel sondergleichen, Gas über 6500 km (N.Y- –> München) herbei zu karren by shipping ! Und so zu tun, als könnten die USA uns für alle Zeiten damit versorgen! Soll Dtl. sich davon abhängig machen ? Sauter (Einseitiger Interessenvertreter) u. Miller (Fundamentalistischer Ideologe) sind insofern beide völlig ungeeignet, der Politik zu sagen, was sie tun soll !
    * Das globale Windpot. ist gemäss den Messungen der Stanford- Universitiy u. des Deutschen Wetterdienstes 2006/ 2007 das 40- fache des Weltverbrauches des Messjahres“. Damals wurden 17000 TWh/ a verbraucht (Dtl. 550 TWh/a); 2018: aus EE wurden 40,4 % (264 TWh), des Stromes erzeugt ! Die 48,3 Mio Autos als eCars würden nur 102 TWh/ a benötigen (Bei 12.000 km/a);
    6.1.2018 A. Röck

Hinterlasse einen Kommentar


Anzeige