Der Löwenanteil aller Autos in Deutschland und Europa sind Benziner und Dieselfahrzeuge, welche insbesondere im Stadtverkehr mit häufigem Stopp-and-Go Verkehr einen hohen Verbrauch und Emissionen aufweisen. Einen größeren Anteil dieser oft noch jungen Fahrzeuge durch sparsamere Hybridfahrzeuge zu ersetzen ist allerdings weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Das bereits im November 2010 von Sportservice Lorinser vorgestellte Projekt Easybrid, bei dem es sich um einen Umrüstungssatz für herkömmliche Kraftfahrzeuge zu Hybridfahrzeugen handelt, könnte diese Lücke schließen. Auf der Essen Motorshow wurde Ende des letzten Jahres zu diesem Zweck ein mit Radnabenmotoren nachgerüsteter Smart 451 präsentiert.
Foto: Sportservice Lorinser
In den letzten Monaten ist es allerdings ruhig um den nachrüstbaren Hybridantrieb für Kleinwagen geworden und einige interessierte Leser des Grüne Autos Magazins gingen bereits davon aus, dass das Projekt nicht weiter verfolgt wird. Nach einer aktuellen Benachrichtigung durch Sportservice Lorinser wurde in den vergangenen neun Monaten aber weiter intensiv an der Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgabe gearbeitet und gemeinsam mit Projektpartnern in verschiedenen Versuchen die einzelnen Komponenten weiter erprobt und aufeinander abgestimmt. Hierbei konnten viele wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die in die weitere Entwicklung des Lorinser Easybrid eingeflossen sind und einfließen werden.
Ein Schwerpunkt lag nach Aussage des Unternehmens in der Systemintegration, insbesondere der Entwicklung eines Hybridsteuergeräts. Dieses hat die Aufgabe die störungsfreien Übergänge vom rein elektrischen, dem kombinierten oder rein verbrennungsmotorischen Fahrmodus sicher zu stellen. In den mit dem Lorinser Easybrid nachgerüsteten Fahrzeugen fährt das Auto bis ca. 25 km/h rein elektrisch an, dann schaltet sich der Verbrennungsmotor automatisch zu und übernimmt die Hauptlast. Die Radnabenmotoren wirken jetzt nur noch unterstützend. Eine separate Steuereinheit soll hier die Schaltvorgänge realisieren und laut Lorinser kamen die Entwickler bei der Umsetzung dieser komplexen Aufgabe inzwischen entscheidende Schritte voran.
Auch bei der Ansteuerung der Radnabenmotoren werden weitere Schritte unternommen um zukunftsfähig zu sein. Mit der Weiterentwicklung der Controller wird es in Zukunft möglich sein die Funktionen beider Ansteuerungen in einem Gerät zu integrieren.
Foto: Sportservice Lorinser
Weitere Fortschritte machte auch die Entwicklung einer eigenen leistungsstarken Batterie (5kWh). Dem Projektpartner von Sportservice Lorinser ist es gelungen die hohen Sicherheitsanforderungen mit Leistungsdichte, Lebensdauer und einer effizienten Fertigungstechnologie zu kombinieren, die auch eine Produktion in kleineren Stückzahlen wirtschaftlich macht. Die Lithium-Ionen Batterie besteht aus fast 100 Zellen mit einer Gesamtspannung von 350 Volt. Diese können bei Bedarf thermisch konditioniert werden.
Auch der Motorenhersteller von Lorinser stellt für die Zukunft die Erfüllung dieser wichtigen Kriterien in Aussicht. Die Voraussetzungen für eine Serienfertigung können somit im nächsten Jahr geschaffen werden, in diesem Jahr werden wohl noch keine Kundenfahrzeuge umgerüstet werden können.
Bei der Verzögerung muss aber berücksichtigt werden, dass das Projekt Easybrid sich zurzeit ohne staatliche Gelder oder öffentliche Zuschüsse finanziert. Von den milliardenschweren Subventionen im Rahmen der Nationalen Plattform Elektromobilität profitieren wie so oft nur die großen Konzerne. Kleinere Unternehmen, die Projektideen häufig schneller umsetzen können, finden hier bis heute noch nicht die notwendige Beachtung.
Laut eigener Aussage ist die immense Nachfrage zum Projekt Easybrid für das Unternehmen aber weiterhin größte Motivation und obwohl die Entwicklung eines Serienproduktes für Sportservice Lorinser eine große Herausforderung ist, wird weiter mit Hochdruck am nachrüstbaren Hybridantrieb gearbeitet. Um in Zukunft schneller voranzukommen, lädt Lorinser zudem interessierte Unternehmen ein an der weiteren Umsetzung mitzuwirken.
Warum Akkus und nicht Doppelschichtkondensatoren? Ich will den Antrieb doch zur Beschleunigungsunterstuetzung, und nicht, um Dauerhaft elektrisch fahren zu koennen?