Seit Herbst 2011 tragen alle Autos in Deutschland ein sogenanntes Energielabel, das ihre Effizienz in Noten (A bis F) und Farben (Grün bis Rot) Darstellt. Über den tatsächlichen Spritverbrauch sagt die Kennzeichnung nach der Pkw-EnVKV allerdings nicht ganz so viel aus, da der Verbrauch in relation zum Fahrzeuggewicht gesetzt wird und damit gerade schwere Gelädenwagen oder SUV trotz vergleichsweise hohem Verbrauch in eine gute Klasse eingestuft werden. Vielleicht liegt also auch darin ein Grund, dass sich viele Autokäufer noch immer nicht für ein wirklich effizientes Modell entscheiden.
Anders würde es wohl aussehen, wenn einem direkt beim Kauf die direkten Kosten für Benzin oder Diesel vor Augen geführt würden. Dies ist zumindest das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Duke Fuqua School of Business. Würden die Langzeitkosten im Rahmen eines Spriteffizienz-Labels ausgewiesen, würden sich der Studie nach mehr Autokäufer für ein kraftstoffsparendes Fahrzeug entscheiden.
Foto: Toyota
Die Käufer werden laut Management-Professor Rick Larrick und Postdoktorand Adrian Camilleri durch das vor Augen führen der hohen Summen zum Kauf eines effizienteren und damit auch umweltschonenderen Modells angespornt. Als durchschnittliche Lebenszeit eines Kraftfahrzeugs haben die Forscher 100.000 Meilen angesetzt, was etwa 160.000 Kilometern entspricht und bei einem Verbrauch von vier Litern (Spritkosten: 9.600 Euro) oder sechs Litern (Spritkosten: 14.400 Euro) auf 100 Kilometer bereits zu einem Unterschied von fast 5.000 Euro (bei angenommenen 1,50 Euro pro Liter) „Die Berechnung der Spritkosten für die gesamte Lebensdauer eines Autos scheint das Verständnis der Käufer für dessen effizienten Kraftstoffverbrauch zu verstärken“, erklärt in diesem Zusammenhang Larrick. „Die aktuellen Zahlen helfen nicht, den wahren Wert eines effizienten Fahrzeugs zu begreifen.“
Wie eine solche Auszeichnung aussehen könnte, machen die USA vor, allerdings dürften die Auswirkungen aufgrund der deutlich niedrigeren Spritpreise dort nicht so gravierend sein. Die Kennzeichnung erfolgt dort aktuell auf verschiedene Weise, wobei die Vorgaben der „US Environmental Protection Agency“ (EPA) ausschlaggebend sind: Beim Kauf eines Fahrzeugs muss der Verbrauch in der US-Volumeneinheit Gallonen auf 100 Meilen angegeben werden, zudem sind die Spritkosten bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Meilen (etwa 24.000 Kilometer) auszuweisen.
Mit zwei Experimenten wird der Einfluß auf die Kaufentscheidung gezeigt
Larrick und Camilleri haben vor diesem Hintergrund zwei Experimente durchgeführt, um das Konsumentenverhalten auf diese und andere Angaben zum Spritverbrauch zu beurteilen. In beiden Experimenten konnten über 400 Teilnehmer zwischen zwei Modellen wählen:
- Einem günstigeren aber weniger effizienten Auto und
- einem teureren aber dafür spritsparenden Modell.
Die Forscher haben dabei sechs verschiedene Kennzeichnungen an den Fahrzeugen angebracht: Gallonen je 100 Meilen, je 15.000 Meilen oder 100.000 Meilen sowie jeweils die Kosten für diese Distanzen.
Das Ergebnis des ersten Experiments, bei dem die höheren Anschaffungskosten für das effizientere Fahrzeug die möglichen Ersparnisse beim Kraftstoffverbrauch ausgleichen würde, ist demnach wenig überraschend: Die Teilnehmer entschieden sich eher für das spritsparende Modell, wenn die Kosten für 100.000 Meilen dargestellt werden. Wenn auch weniger, gilt dies allerdings auch für das zweite Experiment, in dem die Forscher dieselben Metriken nutzten, die Kosten des teureren Modells jedoch nicht durch den geringeren Spritverbrauch ausgeglichen würden. Obwohl das Interesse am effizienteren Fahrzeug nachließ, gaben ihm die Teilnehmer immer noch den Vorzug, wenn die Kosten für 100.000 Meilen angegeben wurden.
Ergebnis: Kraftstoffverbrauch auf Lebenszeit beeinflusst Entscheidung
„Autokäufer legen weit mehr Wert auf Kraftstoffeffizienz, wenn sie diese Information für eine Distanz von 100.000 Meilen erhalten“, fasst Camilleri im Hinblick auf die beiden Experimente zusammen. „Interessant dabei ist, dass diese Präferenz auch bestehen bleibt, wenn der teurere Anschaffungspreis sich nicht durch die Ersparnisse bei den Kraftstoffkosten amortisiert. Dieses Ergebnis macht für Käufer Sinn, denen die Umwelt am Herzen liegt.“
Laut Larrick zeige diese Untersuchung, wie einfach eine entsprechende Änderung der Kennzeichnung für Spritverbrauch den Kauf kraftstoffsparender Fahrzeuge steigern könnte. „Es gibt vielfach Befürchtungen, dass die Fahrzeugemissionen den Klimawandel beeinflussen. Politische Entscheidungsträger sollten daher erwägen, welche Kennzahlen das Kaufverhalten für effizientere Fahrzeuge fördern könnten“, sagt Larrick. „Diese Untersuchung hat eine Größe identifiziert, die für einen Einsatz auf Sprit-Öko-Labels geeignet ist.“
Die gesamten Ergebnisse sind in einem Papier zusammengefasst, das den Titel „Metric and Scale Design as Choice Architecture Tools“ trägt, was übersetzt etwa „Maße und Maßstäbe als Werkzeuge für das Entscheidungsverhalten“ bedeutet. Zu finden ist es unter dem folgenden Link: http://journals.ama.org/doi/abs/10.1509/jppm.12.151