Ab Januar kann man an der Tankstelle den Biosprit E10 tanken, bei dem es sich um Super-Benzin mit 10% Ethanolanteil handelt, das aus Pflanzen wie Zuckerrohr oder Mais hergestellt wird. Bisher waren nur 5% erlaubt, mit der Änderung setzt die Bundesregierung nun die Richtlinie der EU um, von der sich die Poliker vor allem weniger Emissionen und eine sinkende Abhängigkeit von erdölexportierenden Ländern erhoffen. Auch die Biokraftstoffindustrie freut sich natürlich über deutlich mehr Umsatz und Gewinn und lobt den Beschluß daher als gut für Mensch und Umwelt.
Genau da setzt aber die Kritik von Umweltschützern an, denn nur weil „Bio“ bei Lebensmitteln oder Baumwolle besonders umwelt- und klimafreundlich ist, gilt es bei Kraftstoffen nur bedingt. Während Bioethanol aus heimischer Produktion unbedenklich und tatsächlich besser als die Verbrennung von Erdöl sein, muss nach Schätzungen aber rund ein Drittel des deutschen Bedarfs an Bioethanol über Importe aus dem Ausland gedeckt werden. In Exportländern wie Argentinien, Brasilien oder Indonesien würden skrupellose Produzenten dann riesige Waldflächen roden oder Weideflächen in Anbauflächen für Energiepflanzen umgewandeln um am lukrativen Geschäft mit Biosprit zu verdienen.
Ebenso wie Umweltschutzverbände und Umweltexperten hat sich aus diesem Grund auch der Rat für Nachhaltige Entwicklung bereits frühzeitig für eine konsequente Ausrichtung der Biospritproduktion an Nachhaltigkeitskriterien ausgesprochen und in einer der Bundesregierung im Frühjahr 2008 vorgelegten Empfehlung auf „gravierende Mängel“ bei der Überwachung und Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Biomasse hingewiesen. Die Energie aus Biomasse bietet der Menschheit zwar zweiffellos enorme Chancen, um sie nachhaltig zu nutzen, müssten aber nicht nur die eingesparten Emissionen sondern auch die indirekten Effekte einer Landnutzungsänderung beachtet werden. Andernfalls droht eine weitere Abholzung der Regenwälder, ein damit zunehmender Verlust der Artenvielfalt und laut dem Nachhaltigkeitsrat auch eine „Gefährdung der Kohlenstoffbindung in Böden und die Vertreibung lokaler Bevölkerungsgruppen zugunsten der Gewinnung von Agrokraftstoffen“.
Weitere Informationen:
Rat für Nachhaltige Entwicklung „Umweltschützer: Nachhaltigkeitsstandards bei Biosprit E10 zu schwach„, 5. November 2010
Dass Bioethanol nicht unbedingt Umwelt- und Klimaschutz bedeutet, das weiß man jetzt schon so lange und auch die Umweltschutzorganisationen predigen das schon seit Anbeginn des Biomassebooms. Und dennoch. Die Politik scheint auf dem Biomasseohr vollkommen taub zu sein.
Nicht zu vergessen ist auch die Konkurrenz von Energiepflanzen zu Nahrungsmitteln. Letztlich ist auch Treibstoff der in der BRD produziert wird nicht umweltfreundlich, weil dort wo Agro-Treibstoff auf dem Acker steht wächst kein Tierfutter oder Nahrung. Diese Produkte werden dann entsprechend z.B. aus den Tropen, d.h. ehemaligen Regenwaldgebieten importiert.