Baden-Württemberg gilt als Geburtsstätte des modernen Autos und die Automobilindustrie hat entscheidend zum heutigen Wohlstand des südwestlichen Bundeslands beigetragen. 125 Jahre später steht die Branche aber vor einem entscheidenden Wandel, denn erstens ist inzwischen klar, dass die Erdölreserven eher früher als später zur Neige gehen werden, und zweitens trägt der weltweite Verkehr erheblich zu Umweltverschmutzung und globaler Erwärmung bei. Alternative Antriebe spielen daher eine immer größere Rolle, wobei zur Zeit vor allem die Teilelektrifizierung (Hybridantrieb) sowie der reine Elektroantrieb der große Trend sind. Im Gegensatz zu Autos, die mit dem umweltschonenden Kraftstoff Erdgas (CNG) angetrieben werden können, haben Elektroautos aber noch mit einigen großen Hürden wie der Reichweite oder den hohen Preisen zu kämpfen.
Foto: Volkswagen / erdgas mobil
Erdgasfahrzeuge als umweltfreundliche Alternative ohne Kompromisse bei Reichweite und Komfort
Um neben dem Hype um Elektroautos auf den CO2-armen Energieträger Erdgas aufmerksam zu machen, der auch mit Hilfe erneuerbarer Energien hergestellt werden kann, wurde Anfang Dezember 2011 der erdgas mobil Baden-Württemberg e.V. geründet. „Einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung des Schadstoffausstoßes im Straßenverkehr können Erdgasfahrzeuge leisten“, erklärte in diesem Zusammenhang Uwe Malach, Vorsitzender des Vorstands von erdgas mobil Baden-Württemberg. „Diese Botschaft muss wieder verstärkt in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Wirtschaft gerückt werden.“
Schließlich ist die Reichweite von Fahrzeugen mit Erdgasantrieb mit denen von konventionell angetriebenen Autos vergleichbar und auch das Tanken an den rund 900 Erdgas-Tankstellen funktioniert ähnlich schnell. Im Gegensatz zu manch anderen Antriebstechnologien ist der Betrieb mit Erdgas also bereits sowohl massen- als auch alltagstauglich. Belegt wird dies auch durch die Zulassungszahlen: Immerhin knapp 11.000 Erdgasfahrzeuge sind bereits auf Baden-Württembergs Straßen unterwegs.
„Unser Ziel muss natürlich sein, dass diese Zahl in den nächsten Jahren überproportional steigt. Besondere Chancen sehen wir hierbei neben den Firmenflotten und Privatfahrzeugen ebenfalls verstärkt im Bereich der LKW und Nutzfahrzeuge. Hier können auch Kommunen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und profitieren darüber hinaus von den wirtschaftlichen Vorteilen, die sich aus dem geringen Energieverbrauch der Fahrzeuge ergeben“, so Malach. Die Basis dafür, dass Erdgasfahrzeuge am Markt durchstarten, ist gegeben. „Wir haben die Fahrzeuge und auch die Tankstelleninfrastruktur. Mit der Arbeit der Initiative auf Bundesebene und mit der Gründung des Vereins in Baden-Württemberg sitzen Experten der Energiebranche an einem Tisch und stehen als Ansprechpartner für Unternehmen, Stadtwerke, Politik, Wissenschaft und Medien zur Verfügung.“
Erdgas bereits deutlich umweltfreundlicher als Benzin oder Diesel – noch besser ist Bioerdgas
Im Vergleich zu Benzin verursacht Erdgas rund 25 Prozent weniger CO2, im Vergleich zu Diesel schneidet es noch deutlich besser ab, da beim Verbrennen von Erdgas rund 80 Prozent weniger Stickoxide entstehen. Wenn es um Argumente des Klimaschutzes geht, ist Erdgas den meisten anderen Kraftstoffen also weit voraus. „Noch größer ist das Potenzial von Bioerdgas“, erklärt der Experte, „je mehr Bioerdgas im Tank, desto geringer der CO2-Ausstoß. Unser langfristiges Ziel lautet, zu gegebener Zeit komplett auf regeneratives Erdgas umzusteigen. Momentan rüsten bereits die ersten Erdgastankstellen auf 100 Prozent Bioerdgas um.“
Zukunft: Sauberer Strom aus Windkraft und Solaranlagen zur Herstellung von künstlichem Erdgas
Der rasante Ausbau der Windkraft und der gleichzeitigen Vernachlässigung der Erneuerung der Stromnetze hat dazu geführt, dass Windkraftanlagen bereits immer häufiger stillstehen müssen, um bei geringer Stromnachfrage eine Überlastung der Netze zu verhindern. Mit Power-to-Gas wird vor diesem Hintergrund eine Technologie geprüft, mit der überschüssiger Strom aus den erneuerbaren Energien per Elektrolyse und unter der Zufuhr von CO2 in Erdgas umgewandelt und im Gasleitungsnetz gespeichert werden kann. Bei steigender Nachfrage kann das Gemisch aus dem Leitungsnetz dann in Gaskraftwerken verbrannt und wieder zurück in Elektrizität verwandelt werden. Da das Substitute Natural Gas (SNG) in seinen chemischen Eigenschaften dem natürlichem Erdgas ähnelt, eignet es sich zudem ebenfalls als Kraftstoff. Es könnte in Zukunft damit neben Bioerdgas als weitere umweltfreundliche Alternative zu einer nachhaltigeren Mobilität beitragen.
Ein Kommentar
Pingback: Autogas: Verband hält 1 Million Autogasfahrzeuge bis 2015 für möglich | Grüne Autos